Ein absoluter Eishockeykrimi ereignete sich im ersten Finalspiel gegen die Waldkraiburger Löwen. Ein Spiel um die Bayerische Meisterschaft zwischen dem ESV Burgau und dem EHC Waldkraiburg, das Werbung für die schnellste Mannschaftssportart der Welt gemacht hat. Dass die Eisbären die dramatische Partie am Ende mit 5:4 (3:4/0:0/1:0/0:0/1:0) nach Penaltyschießen für sich entscheiden konnten, war für die Anhänger der Markgräfler natürlich noch die Kirsche auf der Sahne. In der Best-of-Five-Serie gehen die Burgauer damit mit 1:0 in Führung. Die Stimmung in der Burgauer Eishalle war während der kompletten Begegnung sensationell. Schon als die Burgauer Eishockey-Legende Jan Hofmann den Pokal auf die Eisfläche trug, gab es von beiden Fanlagern großen Applaus. Begleitet wurde Hofmann von Peter Köllner, der zu den Gründern des Eishockeys in Burgau gehörte. Beim Abspielen der Bayernhymne war es im Eisstadion dann sehr ruhig. Die Fans sammelten noch einmal ihre Kräfte, um direkt zu Spielbeginn ihre Teams anzufeuern. ESV Trainer Erwin Halusa konnte fast aus dem Vollen schöpfen. Nur Oleh Novykov fehlte krankheitsbedingt. Die Löwen reisten mit zwei Torhütern und 17 Feldspielern an die Mindel.
Die Begegnung startete ohne Anlaufphase. Sofort ging es in atemberaubendem Tempo hin und her. In der vierten Minute gingen die Gäste schon in Führung. Die ESV-Verteidiger ließen ihren Gegenspielern etwas zu viel Platz, die Scheibe kam zu Martin Herman und der Tscheche nagelte die Scheibe aus der Halbdistanz ins Tor. Doch dieser frühe Gegentreffer bremste die Burgauer keineswegs aus. Im Gegenteil: Die Eisbären machten gehörig Druck auf den von Christoph Lode gehüteten Waldkraiburger Kasten. Exakt 110 Sekunden nach der Führung der Gäste, stand die Partie wieder Remis. Sven Gäbelein hatte ein Zuspiel von David Ballner aus kurzer Distanz verwertet. Das zweite Burgauer Tor in der neunten Minute war beinahe eine Kopie des ersten ESV-Treffers. Ballner spielte zwei EHC-Verteidiger aus, brachte den Puck vors Tor und Gäbelein vollstreckte. Jetzt war die Burgauer Eishalle zum ersten Mal so richtig aus dem Häuschen. Einen kleinen Stimmungskiller für die ESV-Fans gab es in der 9. Minute. Mit einem Schuss aus relativ spitzem Winkel überraschte Dominik Soukup ESV-Goalie Philipp Schnierstein und das Spiel stand wieder Unentschieden. „Wenn die Spieler dieses Tempo über sechzig Minuten durchhalten, dann können wir uns auf einiges gefasst machen“, blickte ein Burgauer Anhänger auf die ersten zehn Minuten der Begegnung. Im ersten Abschnitt blieb diese Geschwindigkeit auch im Spiel. Das zweite Stimmungshoch im Burgauer Eisstadion erlebten die Fans dann in der 12. Minute. Marc Barchmann bekam die Scheibe von Jakob Schwarzfischer serviert und netzte eiskalt ein. Doch die Antwort der Gäste ließ nicht lange auf sich warten. In Überzahl war der Waldkraiburger Topstürmer Nico Vogl erfolgreich. Er schoss die Hartgummischeibe Goalie Schnierstein durch die Schoner (14.). Als Vogl zwei Minuten später die erneute Führung für die Gäste erzielte, hörte man kurzfristig nur die Anfeuerungsrufe der fünfzig Waldkraiburger Anhänger, die den 180 Kilometer langen Weg nach Burgau auf sich genommen hatten. In der Schlussphase des Startdrittels konnten die Eisbären eine Überzahlsituation trotz guter Chancen nicht nutzen.
Beide Teams hielten das Tempo auch im zweiten Abschnitt hoch. Die erste gefährliche Situation in diesem Durchgang kreierten die Gäste. Daniel Hora hatte abgezogen. Der Puck knallte an den Pfosten und konnte von den Eisbären aus der Gefahrenzone gebracht werden. In der Mitte des zweiten Drittels standen die Burgauer für 28 Sekunden in doppelter Überzahl auf dem Eis. Doch in dieser Phase sollte kein Treffer gelingen. Kurz vor Ende des Mitteldrittels mussten die Burgauer eine erneute Unterzahlsituation überstehen. David Ballner klaute sich den Puck und fuhr gemeinsam mit Petr Ceslik einen Konter, doch Keeper Lode stand im Weg und konnte abwehren.
Im letzten Drittel wurden die Eisbären von ihren Fans immer wieder nach vorne getrieben. Als Hora in der 51. Minute auf der Strafbank saß, nahm Petr Cesik sein Herz in die Hände, kurvte aus dem eigenen Drittel heraus in Richtung Waldkraiburger Tor, zog ab und die Scheibe lag im Tor. Dies bedeutete den Ausgleich in der 53. Minute. Jetzt war in der Eishalle am Gsundbrunnenbad so richtig die Hölle los. In der Schlussphase mussten die Eisbären dann noch einmal eine Unterzahlsituation überstehen. Mit großem Kampf, einem überragend haltenden Torwart Philipp Schnierstein und der Unterstützung der Fans brachten die Eisbären das Unentschieden in die Verlängerung.
In den Finalspielen um die Bayerische Meisterschaft dauert diese Verlängerung zehn Minuten und wird mit vier gegen vier Feldspielern ausgetragen. Es gilt die Sudden-Death-Regel. Das heißt, dass die Partie zu Ende ist, wenn ein Team einen Treffer erzielt hat. Die etwas größeren Chancen in dieser Overtime hatten die Burgauer. Doch Petr Ceslik konnte keine seiner beiden Gelegenheiten nutzen. Als nach zehn Minuten kein Treffer gefallen war, ging es ins nervenaufreibende Penaltyschiessen.
Die Eisbären Max Arnawa, Marvin Mändle und David Ballner scheiterten an Goalie Lode, doch auch ESV-Schlussmann Schnierstein war für Dominik Soukup, Daniel Hora und Antony Dillmann nicht zu überwinden. Nach drei Schützen drehte sich die Reihenfolge und die Gäste mussten jetzt vorlegen. Die Spannung war auf dem Höhepunkt, denn es zählte jeder Fehlschuss, beziehungsweise jedes Tor. Der Waldkraiburger Topscorer Nico Vogl lief an und fand in Schnierstein seinen Meister. Dass jetzt ESV-Kapitän David Zachar die Verantwortung übernahm, war beinahe die logische Konsequenz. Der Burgauer Anführer lief an, spielte Keeper Lode aus und schob den Puck ins Tor. Jetzt brachen im Eisstadion alle Dämme. ESV-Rufe hallten durch das Rund der Halle. Die Eisbären stürmten aufs Eis und fielen sich in die Arme. Ausnahmezustand rund um das Spielfeld.
Nun gilt es sich bestmöglich zu regenerieren und Kräfte für das morgige Spiel 2 in Waldkraiburg zu sammeln.